Unterrichtseinheit

Die nachfolgende Darstellung stellt eine exemplarische Möglichkeit für Lehrkräfte dar, wie Suffizienz im Kontext von Nachhaltigkeit als Unterrichtseinheit behandelt werden kann. 

Die Ausführungen gehen von einer Umsetzung in drei Schulstunden mit einer Dauer von jeweils 45 Minuten aus, zzgl. eines individuellen Zeitaufwands für die Durchführung eigener Aktionen. 

Suffizienz stellt dabei neben Konsistenz und Effizienz in der Theorie eine gleichrangige Handlungsstrategie zur Erreichung nachhaltiger Ziele dar. Diese Strategie setzt jedoch in erhöhtem Maße unmittelbar am Verhalten jeder einzelnen Person an. Sie ist daher besonders gut geeignet, um jungen Menschen insgesamt das mitunter komplex und abstrakt anmutende Thema “Nachhaltigkeit” nahezubringen. 

Zudem ist sie im gegenwärtigen politischen Diskurs unzureichend berücksichtigt, obwohl ein Werte- und Kulturwandel vermutlich zwingend Grundlage für eine nachhaltige Zukunft auf einem lebenswerten Planeten sein wird, auf dem laut den Vereinten Nationen im Jahr 2050 rund 10 Milliarden Menschen leben werden.

Suffizienz kann Mut und ein Gefühl der Selbstwirksamkeit schaffen, da junge Menschen spüren, dass bereits kleine Maßnahmen im eigenen Lebensumfeld einen Beitrag für eine lebenswerte und enkelgerechte Zukunft leisten. Sie kann den Grundstein bei der jungen Generation legen, um zukünftig neue Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens einzuführen, die bspw. den bislang nur in Grundzügen etablierten Sharingsystemen und neuen Mobilitätskonzepten jenseits des PKW-basierten Individualverkehrs mehr Akzeptanz und Raum verschaffen.

Die folgende Darstellung richtet sich primär an Schüler*innen der Sekundarstufe 1 (fünfte bis zehnte Klasse). 

Exemplarische Ausgestaltung einer Unterrichtseinheit im Umfang von drei Schulstunden à 45 Minuten

1. Schulstunde: Lern- und Arbeitsphase

Im Anschluss an eine inhaltliche Einführung durch die Lehrkraft erhalten die Schüler*innen eine niederschwellige thematische Hinführung mittels eines Videos.

Das entsprechende Videomaterial liegt sowohl als geschlossener Film (Länge ca. 17 Minuten) als auch aufgetrennt in die einzelnen inhaltlichen Abschnitte (Suffizienz und Nachhaltigkeit, Konsum, Mobilität und Ernährung) vor. Die Filmdateien sind hier zu finden.

Mittels eines klassenspezifisch und altersgerechten Formats entwickeln die Schüler*innen anschließend im gegenseitigen Austausch ein Verständnis für die Wichtigkeit eines sparsamen Ressourcenumgangs und erkennen, in welchen eigenen Lebensbereichen konkrete Handlungsmöglichkeiten bestehen.

  • Einstiegsphase und thematische Hinführung (Dauer: 25 Minuten)

Vorstellung des Themas Suffizienz im Kontext der Nachhaltigkeit durch die Lehrkraft. Anschließend schaut sich der Klassenverband gemeinsam das Video an.

  • Arbeits- und Diskussionsphase (Dauer: 20 Minuten)

Basierend auf den Impressionen des Films diskutieren die Schüler*innen entweder in Kleingruppen oder im Klassenverband ihre Anknüpfungspunkte an die Themen Nachhaltigkeit und Suffizienz.

Mögliche Beobachtungsaufträge zum Film und Leitfragen zur Diskussion:

Nachhaltigkeit

  • Was bedeutet Nachhaltigkeit für die Personen in dem Video?
  • Welche Dimensionen der Nachhaltigkeit gibt es?
  • Warum ist Nachhaltigkeit wichtig?
  • Was wisst ihr bereits über das Thema?
  • Welche unterschiedlichen Positionen und Meinungen haben Menschen im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit?
  • Welche Möglichkeiten für nachhaltiges Verhalten nennen die Menschen im Video?
  • Welche Lebensspanne hat ein Smartphone in Deutschland?
  • Wie definiert die Hauptdarstellerin das Thema Nachhaltigkeit?


Suffizienz

  • Was bedeutet Suffizienz?
  • Wieso ist Suffizienz wichtig? 
  • Welche Maßnahmen für einen sparsamen Ressourcenverbrauch sind euch aus eurem eigenen Handlungsumfeld bekannt? 
  • Was besagt die Anti-Verbraucher-Pyramide und welche Handlungsalternativen nennt sie?


Mobilität

  • Welche Schwierigkeiten sehen die Hauptdarsteller*innen bei der Nutzung des PKW?
  • Welche Faktoren mindern die Umweltschädlichkeit des eigenen Autos ab?
  • Welche Strategien empfehlen die Protagonist*innen zur Fortbewegung? 
  • Diskutiert in Kleingruppen, wo und wie ihr euch noch ressourcenschonender fortbewegen könnt.


Ernährung

  • Welche Bedeutung hat regionale Versorgung beim Thema Suffizienz? 
  • Welche Strategien für eine suffiziente Ernährung nennen die Protagonist*innen des Videos?
  • Tragt die Empfehlungen der Protagonist*innen zu nachhaltiger Ernährung anhand der Anti-Verbraucher-Pyramide zusammen.
  • Erörtert in Kleingruppen, was Suffizienz für euch im Bereich Ernährung bedeutet. Reflektiert dabei eure eigenen Essgewohnheiten und ordnet sie in das Schaubild der Anti-Verbraucher-Pyramide ein.

2. Schulstunde: Recherchephase

In der zweiten Unterrichtsstunde üben die Schüler*innen das eigenständige Arbeiten. Sie setzen sich vertiefend mit der Materie auseinander, verbreitern ihre Wissensbasis und generieren Vorschläge zur Umsetzung einer Maßnahme im eigenen Umfeld. 

Die entwickelten Ideen können entweder ein Transfer bestehenden Wissens und bereits angewandter Aktionen (Internetrecherche) oder gänzlich neu sein. 

  • Einstieg und Rekapitulation (10 Minuten)

Die Lehrkraft führt in das Thema ein und ruft dazu die Inhalte der vergangenen Stunde ins Gedächtnis.

  • Recherche und Clustering (15 Minuten)

Basierend auf dem Wissensfundament der ersten Stunde recherchieren die Schüler*innen entweder alleine oder in Tandems/Kleingruppen im Internet Best Practices, mit denen junge Menschen suffizient tätig geworden sind. Sie verwenden dazu wahlweise ihre Smartphones oder falls vorhanden entsprechende schulische Geräte wie bspw. Tablets.

Gefundene Beispiele ordnen sie in eine Tabelle mit den Kategorien aus dem Video (Ernährung, Konsum, Mobilität) ein. 

  • Diskussion und Bewertung (20 Minuten)

Alle Vorschläge werden im Klassenverband zusammengetragen. Gemeinsam wird kritisch erörtert, welche der gefundenen Ideen im eigenen Kontext realisierbar sind und welche nicht. Auf diese Weise adaptieren und festigen die Schüler*innen das theoretische Wissen innerhalb des eigenen Kontextes und schulen gleichzeitig ihre projektbezogenen Gestaltungs- und Problemlösungskompetenzen. 

Am Ende sollten sich die Schüler*innen unter Anleitung der Lehrkraft auf mindestens eine Projektidee verständigen, die die Klasse gemeinsam umsetzt. 

Denkbare Vorschläge wären bspw. eine Kleidertauschparty auf dem Schulhof, ein gemeinsames Treffen, bei dem anhand von Anleitungen aus dem Internet aus alten Sachen neue Produkte erzeugt werden oder eine Ideensammlung zur Bildung gemeinsamer Fahrrad-Fahrgemeinschaften anstelle Eltern- und PKW-basierter Mobilität. 

Hinweise zur Recherche

Differenzierung: Je nach Leistungsstand und Altersgruppe können vereinfachend folgende Internetseiten mit Beispielen genannt werden:  

Inhalte auf suffizienzdetektive.de


Externe Seiten


Begrifflichkeiten: Viele Anleitungen zur Aufwertung und Umwandlung von alten Sachen finden sich über den Terminus “do it yourself” bzw. DIY-Prinzip.

3. Schulstunde: Projektgestaltung

Die dritte Stunde dient der konkreten Ausgestaltung der vereinbarten Suffizienzaktion. Unter Anleitung der Lehrkraft generieren die Schüler*innen möglichst eigenständig ihr Suffizienzprojekt. Dazu überlegen sie sich den Ablauf, entwickeln Aufgaben, vergeben Verantwortlichkeiten und verständigen sich auf den Durchführungszeitpunkt sowie -ort.

Hinweis

Für mögliche Beispiele sind Umsetzungsleitfäden auf dieser Website unter dem Menüpunkt "Suffizienz entdecken" bereitgestellt.

Wenn die Klasse mit ihrer Idee am Suffizienzwettbewerb 2020 teilnehmen möchte, müssen die Wettbewerbsbedingungen beachtet werden.

4. Abschluss: Praktische Umsetzung

Entweder im Rahmen des regulären Unterrichts oder als freiwillige/verpflichtende außerschulische Maßnahmen realisieren die Schüler*innen unter Anleitung der Lehrkraft die entwickelte Projektidee.