Elektronik

Seit dem Boom für elektronische Haushaltsgeräte in den 1960er Jahren wächst der Markt von neuen Innovationen stetig. Sie sollen das tägliche Leben erleichtern und zur Unterhaltung beitragen. Von elektrischen Brotschneidemaschinen über Rasenmäher bis hin zu Fernsehern und Computern in mehreren Räumen – überall finden sich zu Hause technische Geräte in Hülle und Fülle. Mit dem Handy und später dem Smartphone wurde dieser Trend fortgesetzt, ist jedoch nicht folgenlos.

Ressourcenintensives Vergnügen

Elektronische Geräte benötigen zur Herstellung wertvolle Rohstoffe wie seltene Erden und Edelmetalle. Der aufwendige Abbau findet häufig unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen und mit Kinderarbeit statt. Weite Transportwege bedeuten eine zusätzliche Umweltbelastung.

Unser heutiges Konsumverhalten hat jedoch dazu geführt, dass insbesondere Geräte der Unterhaltungsindustrie immer schneller ersetzt werden. Eine Studie von Bitkom Research ergab, dass nur 16 Prozent der Befragten ihr aktuelles Smartphone schon länger als 24 Monate besitzen. Weitere 30 Prozent benutzen ihr Smartphone seit ein bis zwei Jahren. (Informationszentrum-Mobilfunk.de)

Hinzu kommt, dass Altgeräte nur selten recycelt werden. Dies liegt einerseits an dem Problem, dass in der Industrie aus Kostengründen zu wenig Recycling stattfindet. Andererseits sind sich viele Nutzer*innen dieser Problematik nicht bewusst: So lagern 2020 fast 200 Millionen ausgemusterte Mobiltelefone und Smartphones in deutschen Haushalten. (Mathias Brandt 2020)

Strom, bitte

Die Verbreitung elektronischer Geräte äußert sich nicht nur in einem hohen Verbrauch wertvoller Rohstoffe. Sie hat auch einen steigenden Energiebedarf zur Folge. Früher manuell betriebenen Geräte wie dem angesprochenen Rasenmäher, dem Fahrrad oder auch einem klassischen Brotmesser stehen heute elektrische Alternativen gegenüber. Strom muss jedoch erzeugt werden. Dies kann unmittelbar umweltschädlich mittels fossiler Energieträger (Kohle, Gas) erfolgen. Doch selbst bei regenerativen Energien aus Wind, Wasser oder Sonne müssen die Turbinen, Wasserkraftwerke oder Photovoltaikzellen gebaut werden und verbrauchen dafür knappe Ressourcen. Zudem benötigen sie Flächen und haben ebenfalls häufig negative Auswirkungen auf die Natur. Bspw. sperren Wasserkraftwerke die Flüsse und verhindern so, dass Fische wandern können. 

Aber es ist doch A+++

Nicht zuletzt durch die Digitalisierung werden immer mehr Geräte elektronisch betrieben. Neue Technologien haben dazu geführt, dass moderne Smartphones oder Computer weniger Strom verbrauchen als ihre Vorgänger. Allerdings gibt es nun jedoch auch sehr viel mehr Stromverbraucher im Haushalt: Längst steht in mehreren Zimmern im Haus ein Fernseher, neben dem Computer liegt noch ein Tablet und alle Familienmitglieder nutzen mindestens ein Smartphone. Hinzu kommt, dass die energieeffizienteren Geräte häufig länger betrieben werden, da ihr Gebrauch vermeintlich günstiger ist. Diese Entwicklungen haben dazu geführt, dass unsere Gesellschaft sehr viel mehr Energie verbraucht als früher, obwohl die Geräte energieeffizienter geworden sind. 

Bewusst konsumieren

Suffizienz im Umgang mit elektronischen Geräten bedeutet nicht, komplett auf sie zu verzichten. Suffizienz verlangt jedoch, dass wir kritisch hinterfragen, ob uns ein neues Gerät wirklich einen Mehrwert bringt. Sie fordert uns auf, über unseren Konsum der Geräte nachzudenken. Anstatt den ganzen Tag auf das Smartphone zu schauen und virtuell mit Freund*innen zu schreiben, können wir uns auch im Park zusammensetzen und das Handy ausschalten. Wenn wir Räume verlassen, braucht das Licht nicht zu brennen, auch wenn es sich um eine energiesparende Leuchtdiode handelt. Müssen Fernseher, Computer oder Radio durchgängig laufen, obwohl man eigentlich gar nicht in der Nähe ist? Und ist es zuviel verlangt, wenn wir die Geräte am Netzschalter an- und ausschalten, anstatt sie im Stand-by zu betreiben?

Recycling und Reparatur 

Statt ein Neugerät anzuschaffen, sollte zunächst immer geprüft werden, ob eine Reparatur des alten Gerätes möglich ist. Neben einer Einsendung zum Hersteller haben sich dazu in der Vergangenheit vielerorts Repair-Cafés gebildet, in denen Menschen häufig ehrenamtlich gemeinsam Geräte wieder flott machen. Das hilft einem nicht nur, sondern macht Spaß und stiftet Gemeinschaft. 

Falls es doch ein neues Gerät sein muss, sollte auf Kriterien wie Langlebigkeit, Energieklasse und die Verwendung nachhaltiger Materialien geachtet werden. Bevor man den Elektrofachhandel besucht, lohnt oft auch ein Blick in die zweite Hand oder entsprechende Internetportale. 

Auch mal eine Pause einlegen

Keine Sorge: Suffizienz bedeutet nicht, dass wir zukünftig auf den Computer, das Smartphone oder elektrisches Licht verzichten müssen. Aber wir sollten uns bewusst machen, dass mit unserem gegenwärtigen Konsum viele negative Entwicklungen einhergehen. Vor diesem Hintergrund sollten wir uns fragen, ob es uns mit der Allgegenwärtigkeit unserer elektrischen Helfer wirklich besser geht. Smartphones und die digitale Welt haben uns neue Möglichkeiten zur Kommunikation und Information gegeben, doch andererseits erzeugen sie auch Hektik und die Angst, etwas zu verpassen.

Ist es nicht auch schön, wenn in einer Runde unter Freund*innen keine Smartphones auf dem Tisch liegen, sondern sich alle auf das Gespräch konzentrieren? Sollte eine „digitale“ Pause nicht als Bereicherung, denn als Verzicht betrachtet werden?  

Probiert es doch einfach mal aus.

Check deinen Alltag

  • Du hast dein Handy schon länger als die durchschnittlichen zwei Jahre.
  • Du ersetzt dein neues Handy nur, wenn es kaputt ist.
  • Wenn du ein neues Handy brauchst, dann schaust du, ob du ein gebrauchtes findest.
  • Du liest gerne auch mal ein Buch, statt die nächste Serie zu streamen.


Je mehr Aussagen auf dein Handeln zutreffen, desto suffizienter handelst du im Bereich „Elektronik“.

Literaturhinweise

  1. Dieter Engelmann (2020): Rohstoff Elektroschrott https://www.planet-wissen.de/technik/werkstoffe/metallrohstoffe/pwierohstoffelektroschrott100.html (Abruf: 03.09.2020)
  2. F. Tenzer (2020): Wie lange haben Sie das Smartphone, das Sie derzeit privat nutzen und selbst gekauft haben? https://de.statista.com/statistik/daten/studie/514801/umfrage/umfrage-zum-alter-der-genutzten-smartphones-in-deutschland/#professional (Abruf: 03.09.2020)
  3. Tilman Santarius (2017): Digitalisierung, Effizienz und der Rebound-Effekt https://transform-magazin.de/digitalisierung-effizienz-und-der-rebound-effekt/ (Abruf: 03.09.2020)
  4. Informationszentrum-Mobilfunk.de: Rohstoffe im Handy - die Inneren Werte zählen https://www.informationszentrum-mobilfunk.de/umwelt/mobilfunkendgeraete/herstellung (Abruf: 04.09.2020)
  5. Mathias Brandt (2020): Deutsche bunkern fast 200 Millionen Alt-Handys https://de.statista.com/infografik/13203/anzahl-alt-handys-in-deutschen-haushalten/ (Abruf: 04.09.2020)
  6. Umweltbundesamt (2018): Ein langes Leben für Elektrogeräte https://www.umweltbundesamt.de/themen/ein-langes-leben-fuer-elektrogeraete (Abruf: 07.09.2020)