Wie viele T-Shirts besitzt du? Weißt du genau, welche Anzahl an kurzen Hosen in deinem Schrank liegen? Im Durchschnitt besitzen die Deutschen 95 Kleidungsstücke, Socken und Unterwäsche nicht mitgezählt. Aber nur ca. ein Drittel der Kleidung wird regelmäßig getragen. Trotzdem werden jährlich etwa 12 kg neue Kleidung gekauft. Entrümpeln hilft, aber mit dem Wegwerfen von Textilien gehen natürlich auch Ressourcen verloren. 60 Prozent der Kleidung besteht aus Polyester, das aus wertvollem Erdöl hergestellt wird. Nur 25 Prozent der weggeworfenen Pullover, Hosen oder T-Shirts werden überhaupt wiederverwendet und so zu Putzlappen, Isolier- und Füllmaterial. Neue Fasern aus alter Kleidung herzustellen, ist technisch zu teuer und wird daher kaum umgesetzt. (Greenpeace 2015)
Die Herstellung, der Gebrauch (Waschen, Trocknen und Bügeln) und vor allem die weiten Transportwege, die Kleidung zurücklegt, erzeugen jährlich mehr als 850 Millionen Tonnen CO2. (Greenpeace 2017) Dabei stammen 50 Prozent der neu produzierten Textilien aus Asien. (Carolin Tewes, Gerhard Schewe 2015) Hier sind die Produktionsbedingungen für Modeunternehmen günstiger, doch oft zulasten der Mitarbeiter*innen. Sie arbeiten durchschnittlich zehn Stunden pro Tag, sechs Tage die Woche und verdienen trotzdem nur 50 Euro im Monat. Hinzu kommt, dass Textilien oft mit giftigen Stoffen behandelt werden. Diese atmen Mitarbeiter*innen häufig ungeschützt ein. Zudem bedrohen sie die dortige Umwelt, da die Giftstoffe häufig in den Wasserkreislauf gelangen oder sich über die Luft verbreiten. (WDR neun 1/2 Reporter 2015)
Mode mal anders
Es gibt demnach eine Menge Gründe, den unbedachten Kleidungskonsum zu hinterfragen. Den eigenen Kleiderschrank aufzumachen und zu sichten hilft bereits. Oftmals verstecken sich unentdeckte Schätze, die zum nächsten eigenen Modetrend werden können. Der Weg zum nahegelegenen Kaufhaus wird überflüssig.
Je länger ein Pulli oder T-Shirt getragen wird, umso besser. Werden Kleidungsstücke statt nur einem, zwei Jahre lang getragen, können bereits 24 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden. Daher ist es wichtig, auf entsprechende Qualität beim Kauf zu achten und Pflegehinweise zu berücksichtigen. So hilft es, bspw. das Lieblings-T-Shirt eher kalt zu waschen oder die saubere Flicken-Jeans zum Lüften rauszuhängen. Mancherorts finden sich auch noch Schneider*innen und Schuster*innen, welche die Lieblingshose oder das bequeme Paar Schuhe reparieren können. (Greenpeace 2017)
Modetrends wechseln so häufig wie Jahreszeiten, aber nicht jedem Trend muss nachgelaufen werden. Tolle und schicke Outfits lassen sich häufig aus alter Kleidung selbst schneidern und nähen. Für den individuellen Look braucht es weniger Klamotten aus dem Kaufhaus, sondern Mut, Kreativität und Lust auf „selber machen“. Falls euch die handwerklichen Fähigkeiten am Anfang noch fehlen, fragt doch eure Eltern und Großeltern um Rat. Außerdem gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Erklärvideos im Internet für jeden Schwierigkeitsgrad. So gewinnt ihr nicht nur tolle Sachen, sondern auch gleich noch ein neues Hobby, das man auch gut mit Freund*innen teilen kann.
Es muss nicht immer neu sein
Natürlich wird von Zeit zu Zeit ein Kleidungsstück hinzukommen müssen: So lässt sich bspw. eine neue Winterjacke nicht aus ausgesonderten T-Shirts nähen. Neben dem Besuch in einem großen Modehaus gibt es jedoch spannende Alternativen: Second-Hand Läden, Flohmärkte oder Kleiderkreisel im Internet. Und natürlich macht es jede Menge Spaß, gemeinsam eine Kleidertauschparty mit Freund*innen oder in der Schule zu veranstalten.
Für besondere Anlässe wie Fasching werden häufig Kostüme gekauft, die nur einmal getragen werden. Stattdessen bietet es sich an, das gewünschte Outfit im Internet oder vor Ort auszuleihen. Wenn du ältere Geschwister hast, kannst du vielleicht auch eine bereits genutzte Verkleidung anziehen bzw. entsprechend anpassen.
Weniger ist mehr
Bewusster Kleidungskonsum ist möglich. Er bedeutet nicht, dass wir im Winter frieren oder in Lumpen rumlaufen müssen. Lediglich hilft er uns dabei, Überfluss zu vermeiden. Denn überfüllte Kleiderschränke stiften keinen Mehrwert.
Kleidung, die lange getragen wird, erhält zudem eine emotionale Komponente: Man erinnert sich daran, dass man seinen Lieblingspulli oder die Glückshose bei wichtigen Ereignissen getragen hat und erfreut sich daran.
Sind das nicht gute Gründe, um beim Kauf der nächsten Hose kurz innezuhalten?