Essen ist eines unserer Grundbedürfnisse im Leben. Jeden Tag nehmen wir Nahrung auf, die uns mit Energie versorgt, uns kulturell verbindet und glücklich macht. In vielen Ländern können wir entscheiden, was wir essen, unabhängig von der Jahreszeit. Wer hätte gedacht, dass 2019 trotzdem rund 690 Millionen Menschen weltweit gegen den Hunger kämpfen?
Wenn wir in einen Supermarkt gehen, ist die Lebensmittelvielfalt und -menge beeindruckend. Es gibt zu günstigen Preisen Wurst, Käse, Obst, Gemüse, Kaffee, Tee und vieles mehr. (Marc Zimmer, MDR AKTUELL)
Diese Gütervielfalt hat jedoch auch eine Kehrseite: Sie geht zulasten der Umwelt und des Tierwohls. Monokulturen entziehen bspw. den Böden Nährstoffe und machen sie langfristig unfruchtbar. Felder werden zur Ertragssteigerung stark gedüngt. Dies belastet jedoch unsere Gewässer, da der Dünger teilweise ausgeschwemmt wird. (Pflanzenforschung.de, Bundesministerium für Bildung und Forschung)
Zur Bekämpfung von Unkraut und Schädlingen werden Chemikalien gesprüht. Diese bedrohen jedoch viele Arten. In den Medien habt ihr bestimmt in der Vergangenheit vom Bienen- und Insektensterben gelesen. Und bei der industriellen Nutztierhaltung werden Tiere auf engstem Raum gehalten und gemästet. Dies führt nicht nur zu katastrophalen Haltungsbedingungen, sondern es macht auch einen erhöhten Einsatz von Medikamenten wie Antibiotika notwendig. Diese können jedoch über das Fleisch in den Nahrungskreislauf gelangen. (Umweltbundesamt 2018)
Unsere billigen Lebensmittel müssten eigentlich einen höheren Preis haben. Allerdings können wir viele der Kosten nicht direkt sehen. Sie äußern sich in Landabnutzung, Überfischung, Überdüngung von Gewässern, schlechter Tierhaltung oder Artensterben.
Die Probleme der heutigen Fleischproduktion haben wir bereits gesehen. Es gibt jedoch noch weitere Schwierigkeiten: Die industrielle Tierhaltung ist für einen beachtlichen Teil der CO2-Emissionen verantwortlich, die den Klimawandel fördern. (Umweltbundesamt 2015)
Wir haben jedoch nicht immer so viel Fleisch konsumiert: Anfang des 19. Jahrhunderts war selbst der Sonntagsbraten noch eine Ausnahme. Heute essen wir in Deutschland dagegen pro Person jedes Jahr durchschnittlich 60 Kilogramm Fleisch. Die folgende Grafik zeigt, dass Konsument*innen mit einer omnivoren (Alles-Esser) Ernährungsweise die Umwelt stärker belasten als Vegetarier*innen oder Veganer*innen. (Sandra Ahrens 2020)
Was können wir also tun? Eine suffiziente Ernährung bedeutet, bewusst weniger Lebensmittel zu konsumieren, die viel Energie und/oder Fläche zu ihrer Herstellung benötigen. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel den Fleischkonsum zu verringern, da Tierhaltung einerseits große Landflächen benötigt und andererseits auch viel Futtermittel, das angebaut werden muss.
Tropische Südfrüchte müssen über weite Distanzen transportiert werden. Dabei wird Treibstoff verbraucht und es entstehen CO2-Emissionen. Stattdessen können wir uns auch am heimischen Obst erfreuen: Ein Blick in einen Saisonkalender zeigt uns dazu aktuelles Obst: Erdbeeren, Äpfel, Pflaumen, Birnen – auch mit einer suffizienten Konsumentscheidung haben wir stets die Wahl.
Regionale Lebensmittel auf dem Wochenmarkt zu kaufen, hat nicht nur den Vorteil, dass Verpackung eingespart wird. Wir können auch bestimmen, wie viel wir eigentlich brauchen.
Häufig kaufen wir uns abgepackt in großen Tüten Mengen, die wir gar nicht aufbrauchen. Die Folge ist, dass das Essen schlecht wird. In Deutschland landen jährlich 81 kg Lebensmittel pro Kopf nicht auf dem Teller, sondern im Müll. Das ist nicht nur aus Kostengründen unnötige Verschwendung. (Brot für die Welt)
Hinzukommt, dass im Handel viele essbare Produkte weggeschmissen werden. Wenn bspw. ein Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist oder in einer Großpackung einzelne Teile nicht mehr „schön“ sind, werden sie entsorgt. Ihr könnt diese häufig nicht nur reduziert erwerben, sondern sie auf diese Weise auch vor der Mülltonne bewahren.
Um zu vermeiden, dass sich in eurem Kühlschrank Lebensmittel stapeln, hilft außerdem ein Einkaufszettel. Überlegt vorher, was ihr essen möchtet und kauft entsprechende – saisonale – Zutaten ein. Der Saisonkalender von Utopia kann dafür eine gute Orientierung sein.
Mit ein bisschen Platz lässt sich auch im Garten, auf dem Balkon oder dem Fensterbrett das eine oder andere Lebensmittel selbst erzeugen. Besser geht es nicht: Tomaten, Mohrrüben oder Kräuter ganz ohne Verpackung und Transport.
Mancherorts gibt es auch bereits spannende Gemeinschaftsprojekte. Beim Urban Gardening finden sich Jung und Alt zusammen und bewirtschaften zusammen Flächen, auf denen sie alles anbauen, was beliebt. Ein Beispiel für ein Urban Gardening Projekt in Berlin gibt es hier.
Zwei weitere Entwicklungen haben in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erfahren: Bei einer freiwilligen Mitgliedschaft in einer solidarischen Landwirtschaft arbeiten Konsument*innen auf einem Bauernhof oder zahlen einen monatlichen Betrag. Als Gegenleistung bekommen sie landwirtschaftliche Erzeugnisse. Ein Engagement beim Foodsharing hilft wiederum, Lebensmittel vor der Abfalltonne zu schützen. Supermärkte, Bäckereien oder Kaufhäuser, die sich beteiligen, spenden ihre Lebensmittel an sogenannte Foodsharer. Diese geben die „geretteten“ Lebensmittel an Bedürftige weiter.
Eine suffiziente Ernährung verlangt nicht von uns zu hungern oder in Askese zu leben. Aber sie erinnert uns daran, dass wir bewusst essen sollen: Wissen wir, woher unsere Lebensmittel stammen und wie sie produziert wurden? Brauchen wir täglich Fleisch oder finden wir nicht auch viele vegetarische Gerichte, die uns ebenso schmecken?
Anstatt spontan und unbedacht einzukaufen, können wir unseren nächsten Einkauf planen und viel Gutes bewirken: Ein Einkaufszettel mit den nötigen Zutaten, unverpackte, regionale Produkte und ein Blick für Saisonerzeugnisse – das alles trägt dazu bei, das Leben etwas suffizienter zu gestalten.
Und nach Hause transportieren wir unseren Einkauf schließlich in wiederverwertbaren Beuteln und mit dem Fahrrad. Das ist nicht nur gesund, sondern macht gleichzeitig auch noch Spaß.
Je mehr Aussagen auf dein Handeln zutreffen, desto suffizienter handelst du im Bereich "Ernährung".