Mobilität umfasst alle Formen der Fortbewegung von einem zu einem anderen Ort. Am häufigsten nutzen volljährige Menschen in Deutschland dazu immer noch das eigene Auto. Es überrascht daher nicht, dass es in Deutschland über 65 Millionen Autos gibt.
Im ländlichen Raum ist der eigene PKW oftmals unabdingbar, da es an Alternativen mangelt. In Städten stellt sich ein anderes Bild dar, gekennzeichnet von Staus und Blechlawinen. In Berlin standen Autofahrer*innen 2018 im Schnitt 154 Stunden im Stau. (Stuttgarter Nachrichten 2019)
Freiheit mit Hindernissen
Dennoch wird individuelle Fortbewegung mit dem PKW als komfortabel wertgeschätzt: Man kann spontan entscheiden zum Supermarkt und zum Fitnessstudio zu fahren oder ist beim Weg zu Arbeit flexibel. Bereits mit 16 Jahren wird diese Freiheit auch jüngeren Menschen möglich.
Allerdings hat diese ausgeprägte Mobilität auch eine Kehrseite: Zur Fortbewegung wird Treibstoff verbrannt. Die Gewinnung des notwendigen Grundstoffs Erdöl bedeutet einen massiven Eingriff in die Natur und hat in der Vergangenheit wiederholt zu Umweltkatastrophen geführt.
Hinzu kommen Gesundheitsrisiken aufgrund der Emission von Stickoxiden, Feinstaub oder Kohlenstoffmonoxid im Straßenverkehr. Überfüllte Straßen und Verkehrslärm beeinträchtigen die Lebensqualität.
Alles elektrisch?
Einem Teil der angesprochenen Herausforderungen soll zukünftig durch Elektroautos begegnet werden. Diese fahren strombetrieben. Daher entstehen bei der Fahrt keine unmittelbaren CO2 Emissionen oder giftigen Abgase. Allerdings wird das Problem zum Teil verlagert, da der Strom produziert werden muss. Handelt es sich um konventionelle Kraftwerke, entstehen bei der Verbrennung erneut Emissionen. Regenerative Stromerzeugung erfolgt zwar „sauber“, jedoch bedeuten die Anlagen massive Einschnitte in die Natur und sie müssen ebenfalls ressourcenintensiv gebaut werden.
Letztlich werden für Elektromobilität viele seltene Ressourcen wie Lithium oder Silizium gebraucht, um die notwendigen Speicher („Akkus“) zu bauen. Neben Ihrer Knappheit belastet der Abbau ebenfalls die ökologischen Systeme.
Mobilität bewusst gestalten
Wie können suffizienzorientierte Bewegungsmuster aussehen? Für kurze Strecken eignen sich Fahrräder und Tretroller. Das macht nicht nur Spaß, sondern ist außerdem gesund. In Städten dauert die Fahrt dabei unter dem Strich oftmals auch nicht (viel) länger als mit einem PKW. Bei längeren Strecken sollten stets öffentliche Verkehrsmittel die erste Wahl sein.
Im ländlichen Raum gestaltet sich dies jedoch schwierig, da öffentliche Nahverkehrsangebote ausgedünnt wurden. In diesem Fall ist neben dem ggf. elektrisch unterstützten Fahrrad das Auto weiterhin die erste Wahl. Allerdings sollten, wann immer möglich, Fahrgemeinschaften gebildet werden. Sie reduzieren die Emissionen im Straßenverkehr und schonen obendrein den Geldbeutel aufgrund geringerer Benzinkosten. Eltern können für ihre Kinder rotierende Fahrgemeinschaften bilden und so Zeit sparen.
Junge Menschen können viele Wege gemeinsam mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und in Fahrrad- oder Rollergruppen zur Schule oder Freizeitaktivitäten zurücklegen. Nicht immer braucht es dazu den bequemen „Elternexpress“.
Share it
Autos, Mofa, Motorrad, Fahrrad, Tret- oder E-Roller – es gibt diverse Fortbewegungsmittel. Anschaffung, Unterhalt und Wartung kosten Geld, hinzukommen (Park-)Platzprobleme. Gute Gründe, um zu teilen, anstatt zu besitzen. Dies kann mit Freund*innen oder in der Nachbarschaft sein. Es gibt jedoch auch zunehmend Anbieter, die gegen eine Leihgebühr kurzfristig und unkompliziert per App die Nutzung des gewünschten Fortbewegungsmittels erlauben. Verleihstationen für Lastenräder bieten auf diese Weise sogar die Möglichkeit, größere Mengen zu transportieren.
Think outside the box
Suffizienz lädt uns ein, über unsere Bedürfnisse nachzudenken und auf kreative Weise auf diese zu reagieren. Bezogen auf das Thema Mobilität bedeutet das, grundsätzlich über unsere Fortbewegung nachzudenken und zu hinterfragen, welche Wege notwendig sind. Dabei sollte auch betrachtet werden, welchen Mehrwert Entschleunigung bringen kann.
Die voranschreitende Digitalisierung hat bspw. neue Möglichkeiten des digitalen Austauschs ermöglicht und macht so manche Fahrt überflüssig. Das betrifft nicht nur Meetings in der Berufswelt, sondern auch gemeinsame Lerngruppen in der Schule oder Universität.
Anstelle am Wochenende in das 100 km entfernte Spaßbad zu fahren, kann eine Fahrradtour in der Umgebung gemeinsam mit Freund*innen oder der Familie mindestens genauso lustig sein. Oder vielleicht entscheidet ihr euch in eurer Familie bei der Planung des nächsten Sommerurlaubs von einer Flugreise Abstand zu nehmen und stattdessen gemeinsam in einem Aktivurlaub auf einer mehrtägigen Kanu- oder Fahrradtour die Region zu erkunden? Das spart nicht nur Ressourcen und schont das Klima, sondern lässt euch auch eure Heimat ganz neu entdecken.